Am 07.10.24 erschien ein spannendes Interview mit einem Vertreter des Nabu in der Rheinpfalz / Westricher Rundschau. Im Interview waren Freiflächen-Photovoltaikanlagen kritisiert worden, woraufhin wir folgende Stellungnahme verfasst haben. Der Text stammt von Vertreter*innen des Kreisvorstands.
Unsere Stellungnahme
Mit großem Interesse haben wir das Interview des Nabu in der heutigen Ausgabe der Rheinpfalz gelesen. Den Einsatz des Vereins für Naturschutz und erneuerbare Energien begrüßen wir sehr. Zum Thema Freiflächen-Photovoltaik möchten wir jedoch einige Denkanstöße geben. Im Artikel wird gefordert, Photovoltaik-Flächen vorrangig auf Dächern zu installieren. Betrachtet man den wachsenden Energiehunger der Gesellschaft, die Entwicklung der vergangenen Jahre und die Prognose für die kommenden Jahre, sind wir vermutlich gut beraten, sowohl Dachflächen als auch Freiflächen für diese Technologie zu nutzen. Und vielleicht noch gänzlich andere Formen, die heute noch Randerscheinungen sind. Für ein Entweder-Oder fehlt uns schlicht die Zeit. Die Kritik an nicht korrekt umgesetzten Freiflächen-Anlagen ist voll und ganz nachvollziehbar und richtig. Allerdings sollte sich die Kritik hier gegen die unzureichende Umsetzung richten, nicht gegen die Freiflächen-Anlagen im Allgemeinen. Um die Akzeptanz dieser Anlagen sicherzustellen bzw. zu erhöhen, ist es wichtig, die Wertschöpfung sowohl für die Kommunen als auch die Bürgerinnen und Bürger sicherzustellen. Hier sind Beteiligungskonzepte gefragt, die über Pachteinnahmen hinaus zu einer finanziellen Entlastung der Kommunen beitragen können und die auch eine Beteiligungsmöglichkeit für die Bürgerinnen und Bürger bietet. Daher ist aus unserer Sicht ein zukunftsorientierter Blick mit Offenheit für neue Konzepte zielführender als eine allgemeine Kritik an der Umsetzung. Denn die Einhaltung der Klimaziele sind das Fundament und die Grundvoraussetzung für die Rettung der Natur, so wie wir sie kennen. Im Artikel wurde ferner angesprochen, dass es jede Fläche nur einmal gibt, und sie Landwirten und der Natur dann nicht mehr zur Verfügung stünden. Diese Darstellung ist auch nicht ganz richtig. Denn die Fläche verschwindet nicht für die Natur, nur weil sie eine Photovoltaik-Anlage beheimatet. Die durch Freiflächenanlagen versiegelten Flächen sind nur marginal. Die Anlagen beschatten die darunterliegenden Flächen und ermöglichen Pflanzen einen Lebensraum, die auf unbeschatteten Flächen gar nicht wachsen könnten. Lässt man diese Flächen naturnah bewachsen, bieten sie wichtige Lebensräume für Insekten und Tiere. Nutzt man moderne Konzepte wie Agri-PV, erhöht sich auch die Synergie zwischen Landwirtschaft und PV-Flächen. Die Darstellung, die Freiflächen-PV-Anlagen würden perspektivisch unsere Landschaft dominieren, ist gegebenenfalls emotional geprägt, da diese Flächen sich in den letzten Jahren vermehrt haben. Allerdings ist sie zahlenbasiert nicht zu belegen. Im Jahr 2023 war die in Deutschland genutzte landwirtschaftliche Fläche für Futtermittel 200 mal größer als die Flächen für Solar- und Windkraft zusammen. Eine Reduktion des Fleischkonsums von nur 0,5% – eine Entwicklung die sich aktuell ohne jedes zutun von allein abzeichnet – würde bereits ausreichen um die Flächen bereitzustellen, die für den Zubau der EE bis 2030 benötigt würden. Die Fläche, die wir in Deutschland in 2023 für Flächen-PV genutzt haben, entspricht ungefähr der Fläche die wir für Golfplätze verwenden. Oder für den Anbau von Weihnachtsbäumen. Wir finden,in diese Perspektive gerückt, ist die Kritik an Freiflächen-PV-Anlagen – die sowohl dem Erhalt unserer Lebensgrundlagen, als auch der Verbesserung unserer kommunalen Finanzlage dienen können – kontraproduktiv und unterstreicht wieder einmal ein Narrativ, welches von der Fossillobby mindestens „hässlich eingefärbt“ ist. Sucht man übrigens auf Google nach „Natur unter Freiflächen PV“ findet man weit oben einen tollen Beitrag über die Einfachheit der ökologischen Aufwertung von Solarparks. Das ist übrigens ein Beitrag des Nabu. Es liegt in unserer Hand wie wir Solarparks gestalten.
Im Namen des gesamten Kreisvorstands von Bündnis 90 / Die Grünen Kusel
Wir bedanken uns an dieser Stelle recht herzlich bei der Lokalredaktion der Rheinpfalz für die Veröffentlichung.